Endlich wieder Riva Bike Festival, nach 2 Jahren Corona bedingter Pause, war es wieder so weit. Pünktlich Freitag Mittag landeten wir an unserem alt bewährten Hotel, ein kurzer Besuch auf dem Festival Gelände mit anschließendem einrollen unserer Räder stand an. Schließlich rollten unsere MTB's dieses Jahr zum ersten mal...
Samstag morgen, der Wecker brauchte nicht zu klingeln, ich war wach. Die von mir bereitgehaltenen Milchbrötchen verschlung ich noch liegend im Halbschlaf, brauch ich doch bestenfalls 3h Zeit zwischen Frühstück und Rennstart um ab Startschuss halbwegs adäquat am Horn ziehen zu können. Das folgende Frühstück im Hotel beschränkte sich dann leider für mich auf einen Kaffee mit Mini Hörnchen, Eric dagegen kann essen wie ein Mann und unmittelbar danach Rennen fahren - ich beneide ihn! Gleich nach dem Speisen stand das größte Problem für uns Ganzjahresrollefahrer an... welche Kleidung wird heut benötigt? Der Wetterdienst prognostizierte Sonne und 17 Grad im Tal. Mein am Vortag zurecht gelegtes Bekleidungsset mit Armlingen und Windweste, welches ich bereits an hatte und mit erschrecken feststellen musste das meine Susi anscheinend selbige etwas heiß gewaschen hat - saß das Teamkostüm tatsächlich etwas straff, kurz vor knapp überwarf ich und streifte ein Langarm Windstoppertrikot über, schnell noch die Startnummer an den Rücken und ab geht's zu Start... da wir diesmal ohne Betreuerstab angereist waren, musste die Bekleidung passen, keiner da am Startblock Rand um eventuell noch was abzugeben.
Die Startblöcke selbst konnten vorab nach Selbsteinschätzung gewählt werden, wählte ich klar die schnellst mögliche Gruppe um weit vorn zu starten. Im ersten Block angekommen stand ich etwa im Mittelfeld, ganz interessant wer sich um mich rum gesellt Rucksack / Flatpedal / Ü50 / Ü100kg Fahrer welche sich hier eine 19kmh Durchschnitts Geschwindigkeit attestieren - dies war die Zielgeschwindigkeit in dieser Gruppe. Der Start selbst erfolgte recht verhalten und an ca Position 100 liegend ging ich ins Rennen, im ersten kurzen Flachstück konnte ich einige Plätze ohne größeren Kraftaufwand gut machen und so war ich zu Beginn des ersten 900hm umfassenden Anstiegs schon in greifbarer Nähe zur Spitze, sehr schnell schlossen wir auch auf 5min vor uns gestartete Langstreckenfahrer auf.
Die beste Neuerung am Bike Marathon, der erste breite Straßenanstieg wo sehr gut Selektion stattfindet und nicht wie früher die erste Rampe auf Grund von enger baulicher Gegebenheiten geschoben werden musste. Etwa an Position 15 - 20 liegend in ungefähr Mitte des anstieges fuhr ich auf den ebenfalls 5min vor mir gestarteten Eric auf, kurzer Wortwechsel und feststellen das die getroffene Bekleidungswahl doch ein Fehlgriff war - mit Sonne auf dem Rücken begann nun das garen im eigenen Saft. Durch die Vermischung der Strecken verlor ich gänzlich den Überblick und so kurbelte konstant meine Wattwerte, wohlwissend durch mehrere Messreihen das mein quarq Powermeter konstant knapp 2 dutzend Watt zu wenig anzeigt fuhr ich relativ verhalten aber immer auf Zug. Der erste Gipfel war nach einer knappen Stunde erklommen worauf eine Trailabfahrt folgte, hier bremsten mich etwas langsamer Fahrer aus und ich wollte nicht das Risiko eingehen die Ideallinie zu verlassen um eventuelle Reifenschäden zu umgehen, es folgte eine kurze Flachpassage mit der ersten Feedzone, das Phänomen an diesen Flachstücken ist, viele Teilnehmer vergessen das treten und Rollen nur so dahin. Fahren doch viele am Berg ganz akzeptabel, so wird hier vergessen zu treten, wieder konnte ich reichlich überholen. Die Verpflegungstelle ließ ich aus und konnte gut Meter machen. Der nächste längere Anstieg von ca 600hm stand an, zu Beginn schiebend weil ein paar Fahrer vor mir gleiches machten und kein Platz zum vorbeikommen war... eigentlich fahrbar. Erst ging es über Waldwege und Trails dahin anschließend über brutalst steile Betonrampen typisch Gardasee. Die Trittfrequenz niedrig und schön gleichmäßig treten war angesagt, jedes Gramm zu viel spürt man hier und so schoss mir das zu eng gewordene Teamdress in den Kopf, schuldige mussten her, was verursachte die Plauze? Susi spitzen Kochkünste? Omas/Muttis Freitagskuchen? Zu viel Schoki vom Osterhasen? Ich weiß es nicht, fest steht - bis zur diesjährigen Transalp muss was passieren ;-).
Immer wieder sah ich Fahrer vor mir, welche ich langsam aber kontinuierlich einsammelte. Am Gipfel angekommen folgte ein Gardasee Downhill der Ruppigen Sorte Steil, Steinig und technisch anspruchsvoll. Mit bedacht wählte ich die Linie und fuhr bewusst nicht auf letzter Rille um ebenfalls Reifenschäden zu umgehen... hatte ich doch noch die vorn und hinten geflickten Reifen aus 2021 drauf. Der Downhill war geschafft und ich war froh, merkte ich doch schon wieder einen deutlich wandernden Druckpunkt meiner Bremse - zu viel Hitze im System. Die restlichen Meter frästen wir auf Asphalt bergab bevor es in die letzten ca 300hm uphill ging. Ein hinter mir fahrender, ebenfalls Ronda Grande fahrendender, Biker nagelte mit ordentlich Dampf an mir vorbei in den Anstieg. Ich konnte mit Anstrengung Folgen und fuhr leicht über dem Bereich welcher gut für mich ist hinterher, mal sehen wie lange er durch hält. Mir war bewusst das dies der letzte Anstieg ist und ich nochmal gut drauf latschen kann, keine 5 min später hatte sich die Sache erledigt und ich konnte mich nach vorn absetzen, weitere Fahrer waren in Sichtweite und nochmal konnte ich gut einsammeln. Der letzte und zurecht von allen gefürchtete Downhill stand an, ein Trail der schon alles abverlangt von einem Marathon Fahrer, sehr steil, felsig und verblockt, zum Glück war es extrem Trocken und so bereitete mir die doch recht extreme Abfahrt sogar Spaß - nicht auszudenken würde es hier regnen... ich bin mir sicher dann fahren hier die wenigsten runter, selbst ein laufen/schieben wird hier aufgrund des Gefälles Grenzwertig!
Ich war alleine im Trail und hatte zum großen Glück freie fahrt, selbst ein anhalten wäre hier sehr schwierig gewesen, der Trail endete in einem Bergdorf welches mir bestens bekannt ist und fortan ging es auf größtenteils mir bekannten Aspahltstraßen bergab. Im Tal angekommen war niemand in Sichtweite, weder nach hinten - noch nach vorn... Kopf runter und nochmal alles mobilisieren - im Tiefflug Richtung Riva. Zufrieden im Ziel genoss ich die Verpflegung in dieser Traumhaften Kulisse des Gardasees, ging anschließend mich und mein Rad säubern, wo ich erst durch die WhatsApp von Eric's Freundin Sahra erfuhr das ich als 2. Hobbyfahrer auf der Mitteldistanz ins Ziel gerollt bin... die Freude war groß. Anschließend ging es nochmal ans Zielgelände um Rudis Zieleinlauf entgegen zu fiebern. Auch Eric finishte zufrieden ohne Sturz die Langstrecke Ronda Extrema auf Platz 21 Gesamt und 11. Seiner AK. Die anschließende Feier mit typisch italienisch Kulinarischen Köstlichkeiten war obligatorisch... Nun ist aber Schluss mit der Völlerei, ab jetzt wird gedarbt - die Plauze muss weg!