Sonntag, 20. August 2023

EBM 2023 – Das Familientreffen der Marathonszene

Wie alle Jahre am ersten Augustwochenende lud auch dieses Jahr Familie Dietze samt Helfer zum großen Familientreffen der MTB Marathon Szene ein. Diesjähriges Motto „Weitermachen“. Dies sollte nicht nur irgendein Motto sein, sondern eher ein Schlachtruf Richtung Zukunft um den Fortbestand der Veranstaltung zu verkünden, stand diese leider auf Grund verschiedener Umstände auf Kippe. Dank r2-bike.com und weiteren Premiumsponsoren sowie Teilnehmern welche freiwillig Ihr Startgeld erhöht haben, konnte 2023 eine feucht fröhliche Party stattfinden, zu welcher auch wir geladen waren. 

Zwei Wochen nach unserem Ausflug  „Einmal Hölle und zurück“ trafen wir uns zum sonntägigen Smaltalk, hatten wir uns urlaubsbedingt gut zwei Wochen nicht sehen können und schon die erster Entzugserscheinungen. Zu besprechen gab es viel, wie geht’s, was machen die Mädels, welche World Tour Teams haben für ein Probetraining angerufen…das Übliche eben. Tagesordnungspunkt eins war aber „Wie wurde die Hitzeschlacht im Salzkammergut überstanden und mit welcher Form können wir am ersten Augustwochenende bei Familie Dietze antreten“.  Mit dem Ritt über 210 Km und 7100hm haben wir uns ganz schön aus dem Leben geschossen, trotz unseres recht guten Fitnesszustandes. Ich hatte wohl das Glück, dass mein Körper ab km 100 nicht mehr wollte und mich stark bremste. Dadurch waren die Beine recht schnell wieder flott. Anders bei Sven, er klagte noch über fehlende Power, hat er sich dank seiner Wohlfühltemperatur aber auch deutlich mehr einschenken können. Sein Glück, es sollten noch 14 Tage Zeit bevor der DJ beim EBM Manowar - Warriors of the World anstimmen wird. Weiterhin philosophieren wir darüber, welche Training für die nächsten Tage noch sinnvoll ist, wer alles in der Startliste gefunden wurde und wie wohl das Wetter werden wird. Letztere sah 14 Tage vor Start gut aus, 7 Tage vor Start schon nicht mehr so gut und 2 Tage vor Start gar nicht gut.  

Knappe 24 Stunden vor Start studierte ich gefühlt alle Wetterberichte, welche online zu finden waren. Alle prophezeiten etwas Anderes aber im Mittel wurde Regen und 12 Grad gemeldet. Endlich mein Wetter, fühle ich mich doch sau wohl bei 12 Grad und Nieselregen. Die Freude hielt aber nur kurz an, musste ich doch gleich wieder an die Nacharbeit so eines Rennens denken…Stunden in der Garage für die Radpflege, den Hass auf Komponentenhersteller, welche Kabellos Schaltungen herstellen aber nicht in der Lage sind, ein leicht laufendes und dichtes Innenlager zu fertigen, welches nicht nach 4h im Regen fest ist. Jetzt weiß ich auch, warum sich meine Sarah nur um die Wäsche kümmern will. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die schlammigen Sachen mehrmals mit der Hand ausgespült werden müssen und dies mindesten genau so viel Zeit in Anspruch nimmt, wir haben ja schließlich eine Waschmaschine im Keller stehen. Kurzentschlossen melde ich am Samstag noch von 100 auf 70km um und so konnten wir und ein weiterer Teamkollege vom Team-Bauer-Werner zusammen in der Teamwertung um einen Podestplatz kämpfen. Bei dieser werden die Zeiter der 3 schnellsten Fahrer pro Team und Streckenlänge addiert.  

Sonntag 5:00 Uhr klingelte der Wecker und ich wurde durch diesen und den sanft auf das Fensterbrett tropfenden Regen geweckt. Hallo 2021 dachte ich mir….

Die Handgriffe früh sitzen und wir, Sarah und ich, starteten pünktlich 06:20 Uhr Richtung Seiffen. Schnell noch Sportfreund Tobias samt Rad eingeladen und so standen wir gut eine Stunde vor „rechtzeitig um keinen Stress zu haben“ in Seiffen auf einem leeren Parkplatz. Getreu meinem Motto, lieber viel zu früh als rechtzeitig!  Nach und nach trafen weiter bekannte und unbekannte Gesichter ein, so auch Sven. Schon von weiten konnte ich seinen Blick erahnen, als dann die Scheibenwischer für Durchblick sorgen, war dieser auch deutlich zu sehen. Wir machten uns fertig, grübelten noch etwas über die Kleiderwahl und instruierten unsere Freundinnen nochmal, welche Flasche zu welchem Zeitpunkt im Rennen kredenzt werden darf. Dann rollten wir auch schon los Richtung Festgelände bzw. Sven wieder zurück zum Auto, seine Gabel benötigte noch etwas Luft. Im Startbereich angekommen gehen alle Ihrer Wege. Sven darf sich auf Grund seines Vorjahresergebnisses zu den ganz Schnellen in den Elite Block stellen, ich stell mich eine Gruppe weiter hinter zu den nicht ganz so Schnellen. Kurzum gibt es fünf Startblöcke, Elite, Race und Gruppe I bis III. Ach die Mädels gehen nach Übergabe der Jacken und nicht benötigten Kleidungsstücken auf die vorgesehene Position. Sarah findet sich bei der halben Runde im Seiffner Grund ein und wird dort die Ruhe des Waldes genießen, Susi steht mit einer Freundin auf der Party Meile am Alp de Wettin. Die letzten Minuten im Startfeld vergehen bei Gesprächen mit Gleichgesinnten und Freunden recht schnell. Dann ertönt Manowar - Warriors of the World, dass Zeichen für Alle, den ersten Fuß auf die Pedale zu stellen und den Datensammler aus dem Standby Modus zu holen. Dann geht’s auch schon los, Neutralisiert rollt das Feld auf die Einführungsrunde, den Alp de Wettin runter, die Dorfstraße wieder hoch und am Ortsausgang können dann die geladenen Kanonen abgefeuert werden. Immer wieder erstaunlich zu sehen, wie bereits die ersten Fahrer in der Neutralisierten Phase versuchen, auf biegen und brechen irgendwie 5 Plätze gut zu machen. Dies ist vergleichbar mit den Gesetzen der Autobahn, entweder man hat die Power den Gegner im Kampf auf freiem Feld nieder zu ringen oder man überholt eben in der Baustelle. 

Ich komm relativ gut durch die Einführungsrunde und habe eine gute Gruppe erwischt, in der ich mal führe und auch mal mitschwimmen kann. Ganz vorn bei Sven geht’s da schon anders zu Sache. Um vorn mitzufahren, muss er versuchen, auch ganz vorn in die Gruppe zu kommen oder zu bleiben. Andernfalls wird es bei so einem stark besetzen Feld schwer, wieder auf die Spitze aufzufahren. Dank mächtig Druck auf dem Pedal kann er ganz vorn mitfahren, muss allerdings bei der ersten Auffahrt zur Wettiner Höhe etwas reisen lassen. Woran es gelegen hat ist schwer zu sagen, ich gehe davon aus, 12 Grad und Regen haben ihren Teil dazu beigetragen. Ich hingegen fühle mich pudelwohl, nicht zu warm, nicht zu kalt, die Beine drehen fröhlich und nette Gesellschaft in Form eines 100km Fahrers aus Freiberg habe ich auch. Einzig der Gedanke „Steilabfahrt“ beschäftig mich zu diesem Zeitpunkt etwas, diese führt in den Seiffner Grund und kann über den Chicken Way umfahren werden. Die Steilabfahrt ist bei solchen Wetterbedingungen nicht kontrolliert fahrbar, eher ist es ein rutschen und hoffen, dass niemand vor einem stürtzt oder ein Baum im Weg steht. Dort angekommen fällt die Entscheidung auf Chicken Way, da sich schon an der Einfahrt ein kleiner Stau gebildet hat. Leider ist der einfachere Weg auch der deutlich längere, lässt man dort gut und gerne 1:30 liegen. Sven hingegen hatte Platz und konnte Rutschen. Im Seiffner Grund angekommen wartete auch schon Sarah mit den gefüllten Flaschen auf uns. Nicht nur für die Fahrer ist solch ein Wetter herausfordernd, sondern auch für die Betreuer. Erstens haben Alle braune Trikots und Gesichter und zweites steht es sich auch nicht 4 Stunden bei 12 Grad und Regen von alleine. So fahren wir ohne weitere Vorkommnisse unsere erste Runde, Sven im Kampf mit sich selbst Leistung aus seinem Körper zu quetschen um eventuell doch noch an die Spitze zu kommen und ich beim gedanklichen auflisten der wohl benötigten Ersatzteil nach dieser Schlammschlacht. Kurz vor der Rundendurchfahrt gab es am Alp de Wettin eine neue Flasche von Susi und motivierende Worte von Daniel, ein bekanntes Gesicht der Marathonszene welcher dieses Jahr leider nur Zuschauer und Motivator sein konnte. Mit dem Beginn der zweiten Runde konnte ich Gefühlt noch etwas an Leistung zulegen, ich Sammelte noch einige Fahrer ein und mit jedem Kilometer bereitete ich mich Mental auf die Steilabfahrt vor und ging das dafür erstelle Protokoll nochmals durch…

  •  Arsch hinter den Sattel
  •  Beine und Arme Locker
  •  nicht verkrampfen
  •  auf Bilden muss es cool und lässig aussehen
  •  nur Mut, irgendwann hat der Reifen wieder Grip
  •  Geschwindigkeit bringt Sicherheit
  •  Bei einem Sturz auf Fragen mit „ich steig immer so ab“ antworten

Okay, sollte passen, ich war bereit…und die Steilabfahrt vom Veranstalter geschlossen. Sicher die beste Entscheidung bei diesen Bedingungen. Somit ging es ein zweites Mal auf den Chicken Way. Dieser hatte aber mittlerweile auch so seine Tücken. Durch den nachlassenden Regen fehlte das Wasser um den Schlamm geschmeidig zu halten. Dieser begann nun auf der ganzen Strecke langsam abzubinden und sich in Richtung Fliesenkleber zu entwickeln. Der Flaschenwechsel bei Sarah klappte erneut anstandslos, sodass ich mit neuem Treibstoff den letzten Teil der 70km in Angriff nehmen konnte. Mit dem Ziel vor Augen, der Motordrehzahl am oberen Anschlag und dem Sauerstoffgehalt im Gehirn am unterem habe ich wohl in einer Abfahrt etwas die Idealline verfehlt, sodass am darauffolgenden Anstieg mein Hinterteil etwas zu Twerken begann (Twerken ist ein Tanzstil kreisender, ruckartiger Hüft- und Beckenbewegungen mit dem Fokus auf dem Gesäß, das zum Schwingen und Zucken gebracht wird). Meine Gedanken bewahrheiteten sich und ich hatte Platten bzw. nur noch recht wenig Luft im Reifen. Also kurzer Stopp und Loch suchen, gefunden habe ich außer Schlamm nichts. Kurz um eine halbe Flasche Pannenspray rein in der Hoffnung, dass es dichtet. Dies hat gut geklappt, zumindest ca. zwei Kilometer, danach war die Luft wieder raus. Also nochmal dasselbe Spiel und den zweiten Teil der Flasche rein. Wieder zwei Kilometer gerettet, da waren es ja nur noch ca. 6 bis ins Ziel. Zum Glück haben Sven und ich vor Afrika unsere Hinterreifen mit einer „pepi's tire noodle“ ausgestattet. Dies ist ein Schaumstoffinsert welches verhindern soll, dass Schläge bis zur Felge durchdringen. Diese ist ziemlich straff und weißt gewisse runflat Eigenschaften auf. Bedeutet Arsch nach oben, viel Last aufs Vorderrad und hoffen, dass der Reifen nicht von der Felge rutscht. So konnte ich bis ins Ziel Twerken und auf Platz 21 finishen. In Anbetracht des starken Fahrerfeldes und den letzten 10km mit halben Platten ein für mich zufriedenstellendes Ergebnis. Sven rollt auf Platz 6 ins Ziel. Immer noch ein Top Ergebnis, auch wenn er sich mehr vorgenommen hat. 

Nach der Ersten grob Reinigung von Körper und Rad fanden wir uns zum geselligen beisammen sein auf dem Festgelände ein, ließen das Rennen Revue passieren und folgten dem Treiben im Zielbereich. Immer wieder erstaunlich, was die EBM-Familie alljährlich auf die Beine stellt um alleine den über 1000 Startern allein am Sonntag ein unvergessliches Wochenenderlebniss zu bereiten. Unvergesslich wird es auch für uns bleiben, konnten wir die Teamwertung der 70km für uns entscheiden und gemeinsam auf dem Podest ganz ober stehen. 

Nun zwei Wochen nach dem EBM sind zwei Wochen vor dem Kronplatzking, dem letzten Rennen der Saison. Langsam macht sich bei uns beiden die Saison bemerkbar, sind wir nun seit Anfang Januar auf einem recht hohem Trainings- sowie Stressniveau unterwegs. Immer mit dem Ziel Formaufbau und Form halten um am Tag X bei 100 Prozent zu sein.

by edelfotografen.de
by edelfotografen.de