Die Nacht war unruhig, das Bett quietschte und eine Mücke meinte, mir ins Ohr stechen zu müssen. Die ersehnte Sekt-Party verlagerten wir, nach langer und intensiver Teaminterner Aussprache, auf dem Abend der 7. Etappe im Ziel Arco!
Trotz der recht guten Regeneration am gestrigen Abend, spüren wir heut am Morgen, das gestern Party in den Beinen war... schlimm wenn es nicht so wäre. Unmittelbar nach dem Aufstehen stand Taschen packen auf dem Plan, diese mussten heute um 6.30 Uhr an der Hotelrezeption zum Weitertransport abgegeben werden. Bloß nichts vergessen und genau überlegen, was mindestens noch im Hotelzimmer verbleiben muss und ggf. in den Tagbeutel gesteckt werden kann. Dieser kleine Tagbeutel kann unmittelbar vor dem Start an einem LKW abgeben und direkt im Ziel wieder in Empfang genommen werden. Das reichhaltige Frühstück mit gutem Kaffee genossen wir ausgiebig, bevor wir mit unseren Rädern 2,5 km flussaufwärts Richtung Start rollten. Im Gelände selbst konnten wir uns Zeit lassen, wir konnten souverän aus dem ersten Startblock starten und dort ist bekanntlich kein Gedränge, es genügt 15 Minuten vor dem Start einzurollen... Diesen Status möchten wir gern bis nach Riva behalten, eine 1-3 Platzierung bei den Herren setzt dies voraus!
Der Startschuss fiel Punkt 9 Uhr und die Meute setzte sich unruhig in Bewegung, wir rollten etwa 5 Kilometer neutralisiert auf einer Straße bergab, vorbei an unserem Hotel, hätten wir eigentlich gleich hier ins Rennen einsteigen können. Am ersten langen Anstieg zur Pillerhöhe wurde freigegeben, ein relativ flacher, etwa 900 hm umfassender Asphaltanstieg. Das Fahrerfeld sortierte sich schnell, die anfänglich überambitionierten gab es aber auch heute. Es bildete sich ein recht internationales Gruppetto Richtung Kulminationspunkt, welches wir anführten.
Die Abfahrt war dann ein Mix aus Asphalt und Schotterwegen, nicht ganz unser Geschmack, aber zumindest macht man so recht zügig Meter. Im Tal angekommen die erste Verpflegungsstation, unsere Thüringer Freunde begrüßten uns wiederholt herzlich. Schnell die Trinkflaschen aufgefüllt, Eric ein Stück Kuchen und Abfahrt. Es folgte ein ca. 35 km Flachstück mit kurzen giftigen Rampen, ähnlich wie gestern. Wir arbeiteten zusammen, Windschattenfahren war angesagt, zu uns gesellte sich Einzelstarter Luca von gestern. Im Tiefflug pflügten wir Richtung Ziel, kurze Trailabschnitte wechselten mit Asphaltautobahn. Wir fuhren im flachen Drückerstück auf ein uns bekanntes Team auf und bildeten eine sehr schnelle Formation!
Plötzlich fuhr Eric neben mich und meinte sein Vorderrad sei platt, der Versuch noch bis zur vor uns liegenden Verpflegungsstation zu kommen scheiterte, so entschlossen wir uns das Gruppetto schweren Herzens zu verlassen, anzuhalten und ein Kartusche zu injizieren. Rudi suchte das Loch im Reifen, ich machte die CO2 Kartusche scharf, Teamarbeit mit Perfektion, das Loch war nicht auffindbar, offensichtlich das Ventil, der Schuss saß und die Luft hielt. Der nächste Verpflegungspunkt war schnell erreicht, erneut anhalten - Flaschen füllen - Kuchen für Eric - Melone für mich und Abfahrt in den letzten Anstieg des Tages.
Die Auffahrt nach Kreuzmoos, ca. 700 hm stand an, man merkte uns bereits die Strapazen der letzten Kilometer an. Mit etwas vermindertem Vortrieb aber immer noch stetig kämpften wir uns auf Forststraßen zum Gipfel. Highlight dabei ein etwa 300 Meter langer unbeleuchteter Tunnel im Felsen, fast blind sind wir im Schritttempo dort durch. Auf dem Gipfel folgten noch ein paar technische Passagen, welche zum Teil nur schiebend zu bewältigen waren.
Der bevorstehende Downhill in unseren Zielort Nauders wurde bereits vorab als Höhepunkt des Tages gehandelt! So sollte es auch kommen, ein anfänglich technischer, recht steiler Downhill mit Absätzen verlangte eine feine Linienwahl, unsere neu montierte versenkbaren Sattelstützen spielten wir aus und konnten fliegen lassen! Der Haken, ich merkte bereits in den Flachstücken ein Schlagen im Hinterbau meines Fullys - hier in den steilen technischen Stücken wurde daraus ein regelrechtes knallen, ähnlich einem Durchschlag. Ziemlich schnell lokalisierte ich das Problem, der Fullsprint Lockout gab den Dämpfer nicht mehr frei, zum Glück funktionierte wenigstens die Gabel noch komplett! Somit musste ich etwas Abstriche in der Downhill Performance in Kauf nehmen und folglich das Tempo etwas reduzieren.
Kontrahenten konnten wir so leider keine mehr auffahren, jedoch kam auch niemand von hinten. So eskalierten wir nochmals beim Sprint Richtung Ziel und konnten uns damit einen Tagesrang 4 ergattern. Der Haken daran, wir rücken morgen damit einen Startblock weiter hinter, nicht das ersehnte Ziel, aber morgen ist ein neuer Tag - drückt alle die Daumen!
Im Ziel ging dann mein erster Weg in sämtliche Fahrradreparatur-Stellen, niemand konnte mir bei diesem mittlerweile doch recht in die Jahre gekommenen System helfen. Einzig ein Mechaniker vom Maxxis Reifen Support nahm sich ein Herz und der Sache an, mit ihm baute ich gemeinsam über 2 h daran! Und das obwohl ich Schwalbe Reifen montiert habe - das zeigt wieder den unglaublichen Zusammenhalt der Szene!
Ein paar graue Haare mehr habe ich nun aber dank dieses Chaos.
Nun sind wir beim Abendessen, diesmal wurden Gutscheine für die Gaststätte ausgegeben und nun haben wir uns in einem illustren Kreis nebst Familie Edler eingefunden und genießen den Rest des Tages!