Nachdem die üblichen Handgriffe erledigt waren, stellte sich die Frage nach dem Abendessen, Maps offerierte die Problematik. Unser Hotel, abseits der großen Tourismuszentren gelegen, bot außer Getränk nichts weiter an. So begaben wir uns im warmen Regen per Fuß Richtung nächster Ortschaft, um eine Pizza zu inhalieren. Eine kleine einheimische Pizzeria war unser Ziel, die Preispolitik hier überragend! Die teuerste Mafiatorte kam sage und schreibe 10 Euro, die Flasche Wasser 1 Euro, uns blieb der Mund offen stehen... gut gesättigt lagen wir dann zeitig im Bett und die Nacht verlief überraschend positiv. Nach dem Aufstehen wurde es heute allerdings nochmal hektisch, so konnten wir ab 6.15 Uhr frühstücken gehen und 7 Uhr wurden wir schon vom Shuttlebus zum Startbereich abgeholt. Die Busfahrt selbst ziehte sich dann über 1 Stunde um alle auf der Strecke liegenden Fahrer einzusammeln. Im Startbereich angekommen, nahmen wir unsere Räder in Empfang und führten zum letzten Mal einen kleinen Service durch, wird es aber nun langsam Zeit auch mal intensiver nach dem Material zu schauen - Zuhause folgt dann eine komplette Revision.
Wie bereits von mir erwartet wurde alles nochmal hektisch zum Schluss. Nach verrichteter Notdurft, sahen wir bereits von weitem die vollen Startblöcke, da wir im Gesamtranking auf Platz 4 der Herren halten ist unser Status quo - im ersten Startblock zu stehen - leider nicht aufgegangen und so müssen wir uns mit dem zweiten Block begnügen. Dummerweise ist dieser heute schon voll und wir müssen uns selbst hier ganz hinten anstellen - eine katastrophale Ausgangsposition muss man sagen. Der Startschuss des Bürgermeisters wurde pünktlich um 9 Uhr ausgeführt und läutete eine extrem zähe Neutralisation ein. Es ging absolut nicht vorwärts, das Fahrerfeld in dem wir uns bewegten, trug in der Überzahl bereits große Rucksäcke und holten nach wenigen Metern am Berg Luft nahe der Kapitulation. Nun könnte man meinen, es wird einen deutlich schnelleren Fahrerplatz gewährt, dem ist weit gefehlt! Regelrecht demonstrativ wird nebeneinander gekurbelt. Eric kam besser durch, verlor ich ihn sehr schnell außer Blickweite! Als sich das Feld dann etwas gelichtet hatte, ließ ich nochmal gewaltig Gas stehen, die Beinchen leierten zum Glück willig. Eric hielt seinerseits voll darauf, hatte auch er einen perfekten Tag erwischt, schlecht für mich - ich musste ja wieder aufholen. Damit ich aufschließen konnte, musste ich sehr tief gehen, der in Sportlerkreisen weit bekannte Kreuzblick stand unmittelbar bevor. Unermüdlich ließ er das Gas stehen, kam ich mir dort vor, wie auf der Schlachtbank! Wir überholten Team um Team, auch viele bekannte Gesichter, viele finden ein paar nette Worte, wir sind in den 7 Tagen zu einer richtigen Community zusammengewachsen. Um den Kulminationspunkt zu erreichen, musste nochmal ein etwa 100 hm Steilstück geschoben werden, oben angekommen wartete dann ein feiner Singletrail ins Tal, leider steckte ich auch hier etwas im "Trafic" fest und konnte nicht entsprechend laufen lassen. Eric kam wiederholt besser vorbei und war schnell außer Sichtweite, der letzte Teil der Abfahrt war dann wieder eine sehr schnelle Schotterabfahrt, welche hier aber tückische, extrem tiefe vom Regenwasser ausgespülte Rinnen aufwies - Konzentration hochhalten, um keinesfalls einen Sturz zu riskieren!
Die erste Verpflegungsstation kam, Eric immer noch nicht wieder in Sichtweite, überlegte ich nicht lang, ließ aus und pflügte dem Tal entgegen. Der Gegenanstieg folgte und damit kam Eric in Blickweite. Ich konnte aufschließen, das interessante dabei, in Sichtweite das gesamt 2. Herrenteam. Ich fuhr vor und wir nahmen die Verfolgung auf, kontrolliert am Begrenzer ließen wir die 400 hm Asphaltanstieg das Gas stehen und uns gelang es ziemlich genau am Gipfel vom Passo Duron aufzuschließen. Gut so, konnten wir ab nun auch etwas Windschatten genießen. Im darauf folgenden Downhill merkte ich schnell, dass wir etwas schneller gehen könnten, blieben wir aber taktisch zusammen. Ein leichtes Auf und Ab folgte und wir als Gruppe prädestiniert dafür, bei guter Zusammenarbeit. Unsere Mitstreiter genossen den Vorteil von Betreuung an der Strecke, das heißt sie bekommen neue volle Trinkflaschen im Vorbeifahren gereicht. Wir mussten am zweiten Verpflegungspunkt anhalten und selbst die Flaschen auffüllen, die Handgriffe sitzen und wir folglich schnell wieder auf dem Rad. Der darauffolgende rauere Uphill gab uns zügig die Möglichkeit aufzuschließen und währenddessen zu überholen - Eric fuhr hier hart nach vorn und ließ mich hinten leiden.
Der letzte Downhill führte uns dann über die Zielabfahrt der Ronda Piccola vom Riva Bike Marathon, für uns Neuland, da wir beim Bikefestival stets die längeren Strecken gefahren sind. Das gute dabei, dieser Downhill ist sehr angenehm zu fahren und bei weitem nicht so technisch wie der Zieldownhill der Ronda Granda/Extrema. Und plötzlich lag er uns zu Füßen, der Lieblingssee in greifbarer Nähe! Diese Schönheit zwischen den Bergen gelegen, unbeschreiblich! Auch die letzten Asphaltmeter entlang der Weinhänge ist uns bestens bekannt, knallten wir im Tiefflug Richtung Ziel in Arco. Der Zieleinlauf sehr schön angerichtet und gesäumt von unzähligen Schaulustigen - Gänsehaut!
Heute lief es nochmals richtig rund bei uns, ein Tagesplatz 2 bei den Amateurenherren, synchron zur 1.Etappe ließ uns der Vogel doch nochmal abschießen!
Langzeitfreundin Susi wartete bereits sehnsüchtig im Ziel und nahm uns freudig, gesund und munter in Empfang. Nun warten 6 Urlaubstage am Gardasee auf mich, Eric muss sein Rad zum Rücktransfer nach Ehrwald pünktlich 17 Uhr an einem LKW im Arco abgeben und fährt morgen früh per organisierten Bus zurück zum Start.
Abschließende Worte, es war wieder eine top organisierte Veranstaltung, gedacht wird quasi an alles, die Verpflegung während und nach den Etappen ist meiner Einschätzung nach nicht zu übertreffen! Die Strecke war super, wenn auch in unseren Teilnahmen 21/22 noch traillastiger. Einziger Kritikpunkt unsererseits wäre die Wertung der Amateur Herren, welche als einziges Klassement zur UCI Elite gewertet werden, was meiner Ansicht nach nicht zu Ende gedacht ist. Folglich kann man für die nächsten Jahre jedem Herren Team nur empfehlen eine Lizenz zu lösen, um im Kreise der UCI Elite früh, aus erster Reihe, starten zu können - und das alles ganz egal, auf welcher Platzierung man ins Ziel fährt.
Positiv zu erwähnen ist auch unser Upgrade in Form eines Hotelpaketes, sind es die feinen Kleinigkeiten z.B. seine eigene Toilette und Dusche zu haben!
Nun blicken wir positiv Richtung Erzgebirgs-Bike-Marathon am ersten Augustwochenende! Unserem Highlight im Osten und hoffen, diese große Belastung der letzten 7 Tage als Formaufschwung dorthin mitnehmen zu können!
In Sichtweite ist nun auch bereits unser nächstes Etappenrennen in der Schweiz, die "Swiss Epic" vom 20. bis 24.8.24... wir sind bereits jetzt heiß darauf, dort zu starten!
Heute Abend folgt Etappe 8, die große Afterraceparty im Zentrum von Arco - Grund zum Feiern haben wir alle mal!
Danke an alle, fürs Mitfiebern, wir haben uns über jede einzelne Nachricht gefreut!
Sportliche Grüße Eric&Sven