Der Start heute direkt am Reschensee mit Blick auf den weltbekannten Kirchturm, welcher aus dem Wasser ragt! Wieder beginnt 9 Uhr das Rennen, Rollen wir neutralisiert um den halben See um hinunter nach St. Valentin, wieder an unserem Hotel vorbei, hinein in den ersten Anstieg. Das Verhalten bei dieser neutralisierten Phase wiederholt zum Haare raufen, man könnte meinen, es gibt Mitfahrer, welche ihr gutes Benehmen Zuhause gelassen haben. Da versuchen doch wirklich zahlreiche Sportler mit der Brechstange nach vorn zu kommen... als würden die bevorstehende 90 km nicht genügen, das sportlich sauber zu klären. Die Unruhe im Feld ist absolut nicht mein Fall und ich war froh, als wir nach 15 Minuten in den ersten Uphill ballerten. Wir nun mittlerweile durchgereicht, biegen ca. an Position 150 in den Berg, nicht schön, aber wenigstens nicht gestürzt. Das übliche dann in der schmalen Auffahrt, es geht nicht vorwärts. Es dauerte heute fast den kompletten ersten Anstieg zur Bruggeralm, bevor sich das Feld sortiert hatte.
Im ersten Downhill waren wir heut etwas eingeklemmt und konnten nicht ganz wie erhofft performen. Ein recht flacher Gegenanstieg auf feinen Naturpfaden war dann prädestiniert zum Überholen und schwungen dort ordentlich die Keule um vorwärtszukommen. Ein kurzer Blick ins Tal ist natürlich trotz aller sportlicher Absichten stets Pflicht für uns! Es folgte ein kurzer schneller Schotter-Downhill nach Laatsch, auch hier ließen wir fliegen und kassierten wieder Fahrer ein. Nun begann der Brecher des Tages, der Anstieg zum Döss Radond, ein uns von der Transalp 2021 bekannte Auffahrt, die reinen Daten dieses Anstiegs schon ein Grund zum Feiern - 1300 hm verteilt auf 22 km durchweg bergauf. Am Fuße dieser Auffahrt die erste Verpflegungsstation des Tages, anhalten und Flaschen auffüllen, Stück Kuchen in den Mund und ab geht's. Es ging recht flach Uphill, sodass ich vorspannte, um Eric Windschatten zu bieten, das funktionierte super und so holten wir Fahrer um Fahrer ein, es bildete sich eine größeres Gruppetto mit eingesammelten Fahrern hinter uns, welche im Windschatten mithalten konnten. Vorn mit draufhalten wollte aber niemand, so hielt ich tapfer die Nase in den Wind und hielt Eric so gut es ging aus selbigen. Die zweite Hälfte des Anstiegs wurde dann steiler, sodass Windschatten keine Rolle mehr spielte, merkte ich hier aber dann auch die Strapazen der Vortage und das Ballern in Wind hinterließ sicher auch seine Spuren. So gab Eric ein sauberes Tempo vor und ich kurbelte mit, hätte ich dort in dem Moment selbst nicht schneller fahren können, das gibt man natürlich in dem Moment nicht zu, aber tatsächlich musste ich dort erstmals die Zähne zusammenbeißen. Wir überholten Team um Team, unter anderem auch in den letzten Tagen schnellere als wir. So beflügelt folgen wir förmlich Richtung Gipfel, Eric blies dort gewaltig ins Horn, wusste er sicher um unsere gute Platzierung! Der Kulminationspunkt auf deutlich über 2200m.ü.N ließ dann auch die Luft schon merklich dünner werden. Zunächst folgte eine Art Hochplateau mit Pferden und Kuhherden, tendenziell leicht bergab ließen wir die Fullys fliegen, bis zur zweiten Verpflegungsstation am Lago San Giacomo, dort dann wiederholt Flaschen auffüllen.
Hier folgte ein etwa 10 km Flachstück um den wunderschönen türkisblauen See. Kräftiger Wind von vorn verlangte Teamarbeit, so pflügten wir im Wechsel durch den Wind. Immer den Blick nach hinten gerichtet, ob jemand aufschließen könnte. Es gelang uns im Solo und schon stürzten wir uns in den finalen Downhill Richtung Bormio, anfänglich sau schnell auf Asphaltserpentinen, weiter unten auf Single Trails. Spaßige Angelegenheiten, fuhren wir auch dort stramm bergab, nicht jedoch auf letzter Rille. Steht für uns beide ein gesundes Finish an oberster Stelle, in diesem letzten Stück Downhill gab mir dann Eric ein Zeichen, dass sein Vorderrad wiederholt Luft verlor. Nach kurzer Rücksprache einigten wir uns zu versuchen so das Ziel zu erreichen, nun muss man wissen, dass Eric auch im Vorderrad ein Tireinsert, also eine Schaumstoffwurst fährt und so auch mal ein Stück mit extrem wenig Luft gefahren werden kann. Das Fahrverhalten wird zwar schwammig, aber es bleibt fahrbar.
So erreichten wir recht zufrieden mit unserer Tagesleistung als 19. Gesamt und 3. Herren Amateure das Ziel.
Im Ziel dann das übliche Basenbad mit Porridge und reichlich alkoholfreiem Bier :-).
Nun versuchen wir wiederholt maximal zu regenerieren, um morgen auf der nochmals langen Etappe erneut den Hammer zu schwingen!
Unsere Bikes verlangen heute nochmal nach Liebe und das Loch in Eric's Vorderrad muss auch noch gefunden werden - ein Stress :-)