Etappe 1 - 75km, 2150hm - der Swiss Epic 2024 mit Start und Ziel in La Punt nahe St. Moritz, vor dem Start der Poker um die Anzugsordnung 8 Uhr / 10 Grad.
Die Nacht verlief durchwachsen, schlechtes einschlafen und ein unruhiger Schlaf - ob vor Aufregung oder wegen der Höhe, wir können nur spekulieren. Das Frühstück hingegen wieder erstklassig, feinste Kaffeeröstung und auch hier erneut parallelen zum Cape Epic, Eric rührt sich Haferschleim an - zum Glück diesmal aber aus freier Laune und ganz ohne Magenprobleme.
Beim Anziehen der Rennbekleidung dann die große Frage, welches Leibchen wählt man. Laut Wetterbericht sollten 8 Uhr, zu unserem Start, etwa 10 Grad sein. Es waren keinerlei Niederschläge gemeldet und im Ziel sollten uns etwa 20 Grad erwarten, ein munteres hin und her bei der Auswahl des Outfits. Unser Motto, lieber zu viel als zu wenig! Die 15km vom Hotel zu Start nutzten wir direkt zum aufwärmen, bereits hier fiel aber auf - wir hatten zu viel angezogen. Im Startbereich dann geschaut, was die schnellen Leute so tragen, schnell war klar - weniger ist mehr. Kurz/kurz mit Unterhemd und die Windweste als Backup in der Trikottasche.
Die bisher beste Startblock Einteilung wartete dann auf uns, kleine Gruppen wurden ca. alle 3 Minuten auf die Strecke geschickt, perfekt finden wir! Ab morgen werden diese Gruppen dann nach Leistungsklassen der vorangegangenen Ergebnisse eingeteilt, ich denke, dass wird super! Wie so oft war der Start trotzdem hektisch, Eric legte wieder eine super Pace vor und so sammelten wir in den ersten Uphills Team um Team ein. Es dauert auch nicht lang bis wir die ersten, vor uns gestarteten Profi Damenteams eingeholt hatten. Wie man es von uns kennt, spulten wir extrem gleichmäßig Kilometer um Kilometer ab und waren kräftig am überholen. In den ersten Downhills noch etwas Stau, kamen wir sonst immer super durch. Überraschend hier, bergab können hier wesentlich mehr schnell fahren als zur Transalp, zumindest in dem Fahrerfeld wo wir uns bewegten kann man sagen, das wir fast ausschließich Berg hoch überholt haben. Schaut man sich die Bikes der Teilnehmerschaft an, fahren hier aber anscheinend ausschließlich erfahrene Stageracer, immerhin ziert hier fast jedes Rad die begehrten Oberrohraufkleber vergangener Etappenrennen... ähnlich eines Wanderstocks, welcher mit Stocknägeln überzogen ist.
Der erste längere Albula Trail war dann stellenweise etwas rauerer Natur und des öfteren doch noch sehr nass, folglich partiell auch sehr rutschig. In einer Holzüberfahrt kam ich ins schlingern und musste kurz ins Unterholz einbiegen um Bodenkontakt zu vermeiden. Generell traf ich heut nicht die besten Linien und fühlte mich noch nicht ganz eins mit dem Rad.
Zu meiner Überraschung drehten aber unsere Beinchen recht willig, immerhin sind wir hier durchweg recht hoch unterwegs und für gewöhnlich dauert die Adaption des Körper einige Tage. Es folgte der längste Anstieg des Tages, 13km mit etwa 800hm am Stück, wir legten ein solides Tempo an und überholten wiederholt Team um Team. Zum Ende des Berges überholten wir die amtierenden Marathon Meisterinnen von Namibia und Südafrika, 2 Profi Frauen welche ich sofort erkannte (Fan Boy Moment und schön auf YouTube zu sehen), hinter ihnen ein Media E-Bike, hier war mir sofort klar wir müssen ganz gut unterwegs sein! Am Gipfel dann eine Verpflegungsstation welche schöner hätte nicht liegen können, Alphörner musizierten für die Sportler in diesem Panorama - unbeschreiblich!
Nun stand der längste und schönste Downhill des Tages an, der WM Flowtrail, wir stechen direkt hinter den 2 Profifrauen in den Trail ein, zu meiner Überraschung konnten wir relativ locker dran bleiben, doch dann nach ca 1 km im Trail zischt es lautstark aus meinem Vorderreifen - Platten! (im Nachhinein konnte ich sehen, das wir hier auf Platz 6 der Amateur Herren Wertung lagen) Ich rief nach Eric, der vor mir fuhr um gemeinsam zu reparieren... leider fanden wir die Schadstelle nicht sofort, doch dann der erste Plug in ein Loch auf der Lauffläche, Luftpumpe ran aber es zischte weiter. Nach genauer Analyse hatte ich eine zweite Fehlerstelle direkt am Felgenhorn, also einen zweiten Kautschuk Plug in dieses Loch gesteckt, eine CO2 Kartusche gezündet und schon hielt wieder Luft. Team um Team überholte uns hier und wir ließen reichlich Zeit liegen.
Beim weiterfahren bemerkte ich aber das trotzdem noch etwas zu wenig Luft im Reifen war, ich versuchte nun eine noch sauberere Linie zu treffen um einen Durchschlag zu verhindern. Der Trail selbst - über St. Moritz - war aber ein absoluter Traum! Schöner kann man einen Trail eigentlich nicht anlegen, sowohl landschaftlich als auch der Trail selbst unfassbar genial! In den letzten Kehren hatte ich dann unglücklicherweise noch einen klassischen Front-No-Grip-Lander und kullerte gekonnt zur Seite ab, ganz ohne Blessuren dafür mit feinem GoPro Material ging die Fahrt sofort weiter!
Im Tal angekommen folgte ein nicht enden wollendes auf und ab, welches immer wieder von fahrtechnisch anspruchsvollen Passagen gespickt war. An der letzten Verpflegungsstation ließ ich mir vorn noch etwas Luft nach pumpen um im Tiefflug Richtung Ziel zu pflügen und Schadensbegrenzung zu betreiben. Diese Flachstück liegen uns, dem war ich mir bewusst und so frästen wir im feinsten Team Zeitfahrmodus die letzten Kilometer. Es dauerte auch nicht lange bis wir wieder Teams in Sichtweite hatten, dies hilft natürlich ungemein und motiviert das Gas ordentlich am Anschlag stehen zu lassen.
Mit unheimlichen Tempoüberschuss passierten wir das erste Team, ich könnte mir vorstellen diese Teilnehmer waren etwas überrascht, wir ließen das Gas gleich voll stehen und sahen bereits zwei weitere Teams vor uns. Darunter ein uns bestens bekanntes Mixed Team von r2bike, der Plan dort ebenfalls in voller Attacke vorbei zu marschieren ging so semigut auf, diese combo hatte noch genügend Bumms im Windschatten dran bleiben zu können. So rollten wir zu 6. die letzten 5 km Richtung Ziel, da der restliche Teil relativ flach war, wurde der letzte Kilometer nochmal hoch intensiv. Eine kleine leichte Steigung unmittelbar vor dem Ziel nutzte ich und lud voll durch, Eric blieb sauber hinter mir und so gelang es uns in den letzten Metern zum Ziel die entscheidende Lücke zu reißen.
Über die Verpflegung im Ziel und auch die gesamte Organisation kann man nur positives sagen! W-Lan im gesamten Gelände, Bier Kaffee, Getränke und Essen in Hülle und Fülle. Für unser empfinden ist alles perfekt - bezahlt man dieses gesamte Paket aber auch kräftig mit der ebenso sportlichen Startgebühr.
Wir freuen uns riesig ein Teil dieses Events zu sein und hoffen auf weitere tolle Tage hier in Graubünden!