Die Nacht war unruhig, wir hatten Gewitter, ebenso erging es Eric - scheint er doch das hier an den Verpflegungspunkten zur Verfügung gestellte Iso nicht zu vertragen.
Der Wecker war auf 6.00 Uhr gestellt, zügiges aufstehen und unsere Blauen mit Startnummer gekennzeichneten Transalpkoffer packen war angesagt. Heut setzen wir nach Bruneck um, folglich müssen unsere Koffer 6.30Uhr vor dem Hotel liegen um vom Transportteam abgeholt und zum nächsten Hotel gebracht zu werden. Die nötigsten Sachen kommen in den kleinen mit unserer Startnummer beschrifteten Tagbeutel welchen wir im Startbereich bis unmittelbar vor dem Start abgeben können. Hat schon alles ein durchdachtes und Jahrelang erprobtes System bei dieser Veranstaltung! Lediglich an die Zeiten muss man sich halten, so kam ein Fahrer nach 6.30Uhr mit seinem Koffer aus unserem Hotel gestolpert aber die Abholung war schon durch - das bedeutet Problem!
Die erste kurze steile Rampe wartete auf uns,
Eric ca. 15m vor mir pedalierend kam gut durch, unmittelbar vor mir kam
eine Frau aus dem Tritt und kippte um, ich fand keinen Weg dran vorbei
also auch schieben für mich. In der darauffolgende Schotterabfahrt
konnte ich wieder aufschließen zu Rudi und ab ging es in den ersten
längeren Anstieg ca 400hm. Eric gab die Pace vor, wir pendelten uns bei
etwa 10 Watt weniger ein als gestern - wussten wir das am Ende der
Brecher Kronplatz wartet. Relativ viele Fahrer überholten uns - Ruhe
bewahren und konstant abliefern war unser Motto. Die darauffolgende
Schotterwegabfahrt war wieder Sau schnell, ein bisschen wie auf hoher
See - vermitteln diese Passagen meist einen schwimmenden Eindruck. In
Folge kam eine eher schnelle Passage von etwa 30km über Innichen,
Toblach, Niederdorf, Salla und Niederolang mit wenigen anstiegen,
größtenteils wurde auf Radwegen gebolzt. Der Plan war, eine schnelle
Gruppe zu erwischen um ordentlich Tempo zu machen, in Sichtweite war
auch eine Gruppe von etwa 6 Fahrern. Klar war sofort - dort wollen wir
hin, ich spannte vor und habe ordentlich ins Horn geblaßen. Rudi machte
sich möglichst klein und hängte sich in meinem Windschatten ran -
Teamspirit pur! Das liegt uns! Durch 1000te Kilometer gemeinsam
Radfahren brauchen wir da auch nicht groß kommunizieren, das
funktioniert einfach! Die Gruppe erreichten wir dann nach dieser
kräftezehrenden Einheit und genossen kurz selbst Windschatten. Zu meiner
Freude waren 2 starke Fahrer aus einem Sächsischen Radteam "on board".
In
etwa der Mitte dieser Flachpassage, die 1. Feedzone in Niederdorf - wir
ohne Betreuer unterwegs waren darauf angewiesen anzuhalten. Eine
denkbar schlechte Situation in dieser schnellen Passage - aber ohne
Benzin läuft kein Motor. Ich füllte ebenso Rudis Flasche, er bediente
sich am Buffet und fuhr weiter, als alle Flaschen woll waren fuhr ich
hinterher - mit Abstand der letzte der Gruppe. Nun hieß es für mich
"einmal all out" um erst Eric und dann die Gruppe wieder einzusammeln.
Schnelle Flaschenübergabe an Rudi und nochmal ordentlich die Komfortzone
verlassen;-), wieder gleiche konstellation ich vorn Eric möglichst in
Aero Haltung dahinter. Tatsächlich schafften wir die Gruppe aufzufahren,
nun musste ich aber erstmal Luft holen - war ich doch nicht mehr weit
vom gut bekannten Kreuzblick Sydrom entfernt. Der Rest Flachstrecke
wurde gemeinsam als Gruppe bewältigt, dabei machten aber unsere
Sächsischen Freunde den größten Teil der Arbeit.
Es begann der
Anstieg zum Furkelpass, mir ganz gut bekannt, weil bereits mit Susi in
vorangegangenen Urlaub bewältigt. Die Gruppe zerfiel schon am Fuße der
Rampe - hier fuhr jeder sein Tempo. 1100 hm hieß es hier am Stück bis
zum Kulminationspunkt dem Kronplatz zu bewältigen. Eric gab wieder vor,
recht "verhalten" wohlwissend was hier auf uns wartet. Zuerst noch auf
Waldwegen unterwegs später auf Asphalt, kurz vor erreichen des
Furkelpass nahm ich Rudis leere Flasche und fuhr vor. Unser
Vogtländischer Betreuer Freund wartete bereits und attestierte uns eine
gute Platzierung. Um vielleicht noch paar Sekunden schinden zu können
steckte ich die volle Flasche in mein Trikot und weiter ging der Uphill
Richtung Kronplatz. Diese Auffahrt ist uns bestens bekannt, vielfach
sind wir dieses Schotterband schon hoch. Richtung St. Vigil hingen
bedrohlich schwarze Wolken in den Bergen, Gewitter war vorhergesagt - so
sollte es auch so kommen. Zu Beginn noch Tröpfelnd wurde es ganz
langsam immer mehr. Die letzten 200hm in der Kronplatzauffahrt werden
nochmal richtig ekelig, über 20 % Steigung bei mittlerweile 10 Grad
Temperatur machen das Kneten doch unangenehm. Rudi läuft hier zur
Höchstform auf, genau seine Bedingungen und so erreichen wir mit sehr
gutem Schlussspurt den Kronplatz. Eigentlich beginnt genau jetzt die
Party, Gewitter / Donner und mittlerweile Starkregen dämpfen die
Euphorie. Der gebaute Downhill namens Herrensteig Trail Richtung Bruneck wartete
auf uns, zum Glück haben diese Abfahrten auch bei Regen Grip ohne Ende!
Mit Funfaktor 100 fräsen wir hinunter! 1200 Tiefenmeter feinstes steiles
Trailmassaker, wir schienen auch zügig unterwegs zu sein... von hinten
kam zu meiner Überraschung niemand und nach vorn sammelten wir nochmal
gut ein! Gegen Ende wurde es aber doch noch unangenehm, die Kälte und
Nässe vorderten von Mensch und Material nochmal alles ab! So waren wir
froh als die Zielzeitnahme außerhalb von Bruneck kam und wir entspannt
bei Sommerregen in diese schöne Stadt einrollen konnten.
Im
Zielbereich angekommen hieß es schnell Tagbeutel holen und Regenjacke
drüber, die Nässe und Kälte hatte uns derartig eingenommen das wir nur
noch zur heißen Dusche wollten. Rudi gab sein Rad wie gewohnt bei Scott
zum säubern ab, ich musste wieder selbst ran... so brauchten wir uns
wenigstens nicht zanken wer zuerst Duschen darf ;-).
Als wir nach
der großen Wäsche wieder auf dem Zielgelände ankamen und die
Zielverpflegung zu genießen, gab es eine Mikrofon Durchsage "Rennabruch
ab Zwischenzeitnahme Furkelpass". Richtige Entscheidung - bei diesen
Bedingungen muss keiner auf den Kronplatz... und gleich garnicht den
Downhill runter, zudem dann die Fahrer kommen, welchen es wahrscheinlich
eh schwerer fällt.
Schlussendlich steht für uns heut ein 9. Platz in unserer Kategorie Men zu buche. Das bedeutet morgen wieder ganz ganz vorn stehen!