Montag, 20. März 2023

Cape Epic Etape 1

Wir sind zurück! Hoffentlich bis zum Ende unseres Abenteuers!

Früh begann der Tag, Punkt 5 Uhr klingelte wiederholt der Handywecker. Am gestrigen Abend monierte ich noch diese Zeit, wollte ich eigentlich etwas länger schlafen, Eric beharrte darauf und er sollte recht behalten!

Kurzes Schminken und ab zum Frühstück, überlegt man mittlerweile ziemlich genau, was verträglich für unseren mittelsächsischen Magen/Darmtrakt ist. Wir verschmähten die vielen Köstlichkeiten und griffen ganz solide zu Toast mit Honig/Marmelade. Alles was nur ansatzweise nicht kompatibel erscheint, entfällt... schon hart so ein Radfahrerleben, bei Anbetracht dieser Auswahl. Eric äußerte zwar Unmut, ihm sei dies zu trocken, da muss er nun aber durch.
Unser Taxi zum Race Village fuhr 6.30 Uhr ab, eigentlich reichlich Zeit bis zu unserem Start 7.30 Uhr - dachten wir. Dort angekommen mussten wir uns erstmal orientieren, schließlich ist das Gelände nun an einem neuen Standort. Unsere Räder wurden über Nacht per LKW dahin transportiert, alles zu unserer besten Zufriedenheit. Der Bikepark war gefunden, die Kette bekam einen Service und der Luftdruck im Reifen wurde optimiert, die Renntrikotage angelegt und erstmalig der Trinkrucksack mit Wasser geschultert. Auf dem Weg zu dem uns zugeteilten Startblock, war dieser bereits voll und durfte vom Vorstart zum Hauptstartbereich aufrücken. Die Startblöcke werden hier einzeln, alle 5 Minuten losgelassen. Unser Tagesbeutel musste aber auch noch abgegeben werden, ich übernahm die Räder und Eric brachte die Beutel weg. Tatsächlich 10 Sekunden vor dem scharfen Start schaffte er es zurück zum Rad und wir konnten "just in time" starten. Etwas zu viel Aufregung so früh für meinen Geschmack.

Da wir von ganz hinten starteten und unser Startblock generell erst der vierte war, ging es entsprechend ruhig zu. Keine große Aufregung im Fahrerfeld, keine unnötig gefährlichen Einlagen anderer Fahrer, ganz nach unserem Geschmack. Bei unseren Transalp Teilnahmen ging es da ganz anders zur Sache, standen wir dort allerdings auch ganz vorn dabei. Es ging recht schnell in den ersten etwa 250hm umfassenden Teeranstieg, Eric gab wie immer die Pace vor und ich machte mit, dieses hat sich in Vergangenheit sehr bewährt! Wir gingen es generell sehr defensiv an, zum einen wussten wir nicht in welchem Umfang unsere Körper bereit sind, nach den letzten Tagen, abzuliefern. Zum anderen warten noch 6 weitere Etappen. Der erste Downhill kam, ein schmaler gebauter Trail der flowig hätte sein können, aufgrund der vor uns pedalierenden kam aber wenig flow auf, hatten wir ordentlich die Parkkarte gezogen... ein überholen unmöglich, da kann man nur mit schwimmen.

Der Trailanteil ist hier beim Cape Epic unglaublich hoch, die wenigen Kilometer breite Wald oder Wiesenwege müssen dann zum überholen reichen, im Trail ist man auf das einsehen der Mitstreiter angewiesen, um vorbei zu kommen. Wenn sich aber eine Kette aus 2-3 Teams bildet, macht es wenig Sinn auf krawall vorbei zu fahren. Der längste Anstieg des Tages stand an, etwa 400hm auf fast ausschließlich Trails, Eric klagte noch etwas über fehlende Kraft, kein Wunder bei dem Kaloriendefizit der letzten Tage, folglich waren wir dann auch nicht ganz so spritzig, wenn es dann mal möglich war Fahrer zu überholen. Immer wieder unterstützte ich Eric in Form von Schieben oder Windschatten spenden, letzterer war heute besonders wichtig, war hier ein starker Sturm zu Gange. Am Streckenrand immer wieder sportbegeisterte Menschenmassen, welche die wilde Meute anfeuerte. Den Gipfel erreicht, folgte ein kurzer schneller Downhill, nichts wildes, aber es gab Platz zum überholen, welchen wir nutzten! Wasserpunkt 1 ließen wir beabsichtigt liegen und hielten weiter drauf, im Grunde folgte nun bis zum Ziel ein Sägezahnprofil, welches auch bei einem sächsischen Marathon höhenmeter technisch möglich wäre. Mit der Anmerkung, dass der Untergrund durchweg rauer und sandiger ist, gefühlt braucht man hier für jeden Kilometer die doppelte Kraft.

Einige Bachdurchfahrten waren eingebaut, ganz zum Unmut unseres Antriebes, eine Mischung aus Kettenöl, Staub, Sand und Wasser erzeugt permanent dieses reibende, Metall abtragende Geräusch. Nach diesem Event ist der "neue" Antrieb mit Sicherheit durch. Es folgte Wasserpunkt 2, hier sollten unsere, in Summe vier persönlichen - mit Startnummer versehenen - Isoflaschen auf uns warten. Diese hatten wir am Vortag befüllt, am entsprechenden Punkt abgegeben, diesen Service muss man hier extra buchen, doch die nette Frau an der Ausgabe meinte nach ausgiebiger Suche, "bottles are not in the truck". Schlecht dachten wir sofort, zum einen sind wir uns über die Wasserqualität an den Stationen nicht sicher, zum anderen waren die Flaschen mit dem so dringend benötigten Treibstoff angemischt... Eric zückte einen Reserve Iso Beutel aus dem Rucksack und ich füllte meine Flaschen mit Cola. Eric's Pulverflasche mit dem Wasser vor Ort aufgefüllt und die zweite ebenfalls mit Cola. Sicherlich keine optimale Race Nutrition, aber wir hatten keine andere Wahl. Dieses ganze Spektakel kostete uns sicher 3 - 4 Minuten Zeit und einige Platzierungen, der dort herrschende Wind gab sein übriges dazu. Viele nun vor uns fahrende mussten erneut überholt werden, super...

Das Trailfeuerwerk nahm kein Ende und die extra ausgewiesene "Toyota tough" Sektion folgte, ich erwartete schon unfahrbare Downhill Monster mit dem Schwierigkeitsgrad S4, wurde aber überrascht - alles flowig sehr gut fahrbar!
Für unseren Geschmack kann es so bleiben, denke ich an manch eine Transalp Passage zurück, wo wir froh waren, unten angekommen zu sein. Das Fahrerfeld lichtete sich langsam und wir konnten größere Stücke zu zweit Tempo machen. Wasserpunkt 3 war erreicht, hier gab es Iso von einem Hersteller, welcher uns unbekannt ist, ebenso die Wasserqualität mit welcher es angemischt wurde. Wir ließen also das Gas stehen und sammelten weiter solide Team um Team ein, als wir dann das führende Mixedteam (ersichtlich an dem entsprechenden Führungstrikot) überholt hatten, war mir klar - es läuft rund bei uns! Im weiteren Verlauf glänzten wir permanent mit Teamgeist, abwechselnd gab ich Windschatten oder schob Eric leicht an. Wie pflegt Sportfreund und Team Ultra Tobi zu sagen, "wir ließen den Sachsenhammer kreisen...". Die 4. und letzte Wasserstation war erreicht, nochmaliges Cola nachfüllen war angesagt, so vervielfachte ich am heutigen Tage die Lebens-Konsummenge dieses zuckerhaltigen Brausewassers. Der Abstand zwischen den Teams war nun so groß, dass nicht zu jeder Zeit andere in Sichtweite waren, dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, hat man ein Team in Sichtweite vor sich, wirkt dies wie ein Magnet.

Der letzte Streckenabschnitt war dann was fürs Auge, wir fuhren oberhalb der Küste von Hermanus mit einem traumhaften Blick Richtung Südatlantik - pure Schönheit! Auf dieser Anhöhe blies aber auch entsprechender Seitenwind, dieser erforderte äußerste Aufmerksamkeit, ebenso wie die schnell zu fahrenden tiefen Sandpassagen, welchen einem zum Passagier statt Piloten werden ließen. Der finale Downhill hinunter zum Ziel erfolgte auf Asphalt, mitpedalieren war mit unseren 32er Mini Kettenblättern nur bedingt möglich, lagen hier doch Geschwindigkeiten von gut über 70kmh an. Auf den letzten 5 km Flachstrecke zum Ziel erhielten wir dann noch Einblicke ins Leben der Einheimischen, so führte die Strecke unter anderem über einen Friedhof, Pumptrack und Wohnsiedlungen.

Beim Einlauf ins Ziel waren wir beide sehr zufrieden mit unserer erbrachten Leistung und hoffen, dass wir nun auf diesem Niveau weiter performen können.
Der Zielbereich selbst ist ebenfalls sehr professionell strukturiert, so wird einem als erstes das Rad entnommen, um es zu Waschen, ein nasser, kalter Waschlappen gereicht, um die Unmengen an Staub/Sonnencreme-Gemisch vom Körper zu entfernen, um anschließend im chill-out Bereich die Zielverpflegung zu genießen. Auch hier lassen wir nun äußerste Vorsicht walten und nehmen selbst den Belag von der Stulle, um nur das Brot zu essen... mein Lieblingskollege Achim würde die Hände über dem Kopf zusammen schlagen!
Nun sitzen wir im Hotel beim Abendbrot und es strukturiert sich auch hier klar ab, wer welche "Leiden" hat... auf einigen Tellern sehe ich ausschließlich Reis und trocken Brot liegen. Es hat aber auch einige Profi Teams erwischt, so haben wir erfahren, also ist dies hier anscheinend ein grundlegendes Problem.

Durch unser heutiges, gutes Abschneiden rücken wir morgen in den zweiten Startblock auf, ihr wisst was das bedeutet - noch eher aufstehen :-)