Samstag, 25. März 2023

Cape Epic Etappe 6

Vom Bratenschlauch im Starkregen und Resin Bremspads, die wiederholt keine mehr waren.
 
Der Morgen beginnt wiederholt mit Regen, der Wetterbericht kündigt ganztägig selbiges an. Nicht das Wetter, welches wir uns von Südafrika erhofften, aber nun sind wir hier. Das Frühstück im nun neuen Hotel war inhaliert und schon begann die Fahrt zu Race Village, der Fahrer kündigte bereits vor Fahrtbeginn an, dass wir heute außerhalb aussteigen müssten, im Renndorf selbst würden alle Fahrzeuge im Schlamm feststecken. Die üblichen Handgriffe folgten, SOS Transponder, Räder holen / checken und ab in den Startblock. Pünktlich 7.15 Uhr Ortszeit ging es wieder auf die nasse, 82 km lange und 2300hm umfassende Strecke. Vor Rennbeginn stand noch die Frage der Anzugsordnung im Raum, blies heute früh ein kalter Wind mit reichlich Regen, so entschied sich Eric für eine Windweste und ich für meine hauchdünne, enge Regenjacke.

Unmittelbar nach dem Start begann der erste Anstieg und Eric gab die Pace vor, wie immer begannen wir defensiv! Das erste Schlammloch erwischte ich unglücklich und blieb direkt stecken, der Aufschluss zu Eric gelang mir aber aufgrund des breiten Weges gut. Wenig später fuhr ich mir einen Ast ins Schaltröllchen, welcher ein weiter pedalieren nicht ermöglichte. Also wieder runter vom Rad und diesen verkeilten Ast raus operieren, zu allem Überfluss fiel noch die Kette vom Blatt und so hatte ich alle Hände voll zu tun. Eric war auf und davon, aber der Uphill war noch lang, also kein Problem. Das einklicken ins Pedal gelang dann natürlich auch nicht, Pedale und Schuhe waren derart mit lehmigem Dreck gefüllt, dass ich viele Nerven gelassen habe, bis alles wieder ineinander fand. Die nun mittlerweile große Lücke zu Eric gelang mir auf dem hier breiten Weg recht gut zu schließen, kam ich nun auch langsam auf Betriebstemperatur und fühlte mich in meiner Regenjacke wie ein Stück Fleisch im Bratschlauch - so sah ich wahrscheinlich auch aus. Überholt hatten wir bis hier schon wieder sehr viele, nagelte der Großteil des Feldes völlig über ihre Möglichkeiten in den ersten Uphill rein.

Am Gipfel angekommen, ging es dann den Rola Coaster Downhill bergab, der Name machte der Passage alle Ehre und es kam ordentlich flow und Freude auf! Wir legten ein gutes Tempo an, zumindest so lange, wie freie Fahrt war. Im Tal folgte ein welliges Profil und der Schlamm wurde mehr und mehr, erste Aussetzer an unseren Schaltungen waren spürbar. Den zweite etwa 250hm umfassende Anstieg fuhren wir dann wieder ausschließlich auf Trails, auch hier Schlamm ohne Ende und die Geräusche des Antriebs unbeschreiblich! Der Folgende Downhill glich dann mehr einer Kurven-Matsch-Rinne als irgendwelchen gebauten Trails, ich gehe davon aus weiter hinten im Feld werden diese Passagen unfahrbar sein. Es kam Verpflegungspunkt 2, wir hielten an, um etwas Kuchen zu essen, der Regen gepaart mit Sturm peitsche fürchterlich! An jeder Station, war auch ein Service Stand für Fahrradteile und ein Stand mit Squirt Kettenfluid, alles Stand in Literflaschen parat und 2 Teilnehmer vor uns benetzten nicht nur die Kette, nein sie schütteten die Flasche über die Kassette aus!! Sowas hatte ich noch nie gesehen und zeigt wie verzweifelt dort gekämpft wird. Da wir dieses angebotene Kettenwachs aber nur am Rennrad nutzen und auf dem Mountainbike auf das gute alte finishline Crosscountry Öl schwören, hatten wir für heut selbst eine Flasche einstecken. Schnell benetzte ich unsere beiden Ketten und weiter ging die Fahrt!

Ein kleiner aber umso schlammigerer Uphill folgte doch die Performance unserer Schaltwerke blieb unbeeinflusst von dem Ölbad, zumindest für das Gewissen war es gut. Im folgenden Downhill hatten wir recht freie Fahrt und ließen den Umständen entsprechend gut laufen, schon erstaunlich, welchen Grip unser Reifen in diesen Bedingungen generieren konnte. Der gebaute Trail, immer wieder mit fiesen Steinen gespickt, erfordert dies stets Wachsamkeit und bedacht bei der Linienwahl. Im Tal dann die Verpflegungsstationen an welcher unsere präparierten Flaschen warteten, ein schneller Tausch und ein Griff in die Kuchenkiste sorgte für weiterhin Power in den Beinen und so waren wir gewappnet für den vorletzten etwa 500hm umfassenden Trailanstieg. Wir fuhren einen Flowtrail aufwärts, der Schlamm zäh und klebrig. Bei jeder Kurbelumdrehung investierten wir die Hälfte in Schlupf und die andere Hälfte in Vortrieb. Um die Reifen bildete sich ein immer größer werdender Mantel aus Schlamm... gewonnen hat heut, wer die die größte Reifenfreiheit in Rahmen und Gabel hat. So war ich mit meiner Lefty ganz vorn dabei, ein Gabelholm weniger wo Schlamm schleifen kann. Der Anstieg wurde zu einer kraftzehrenden Angelegenheit, nicht alles war mehr fahrbar, weil der Schlupf einfach zu groß war, versuchten wir aber möglichst viel fahrend zu bewältigen. Unsere montierten ovalen Kettenblätter kommen uns, meiner Einschätzung nach, etwas entgegen, sind wir der Meinung das Drehmoment am Hinterrad kommt so etwas gezähmt an.

Nach vorn war niemand mehr zu sehen und nach hinten auch nicht, nur wir gegen den Schlamm! Wir kämpften uns zum Gipfel. Der folgende Downhill, war die extra ausgewiesene "Toyota tough sektion" leicht technischer Anspruch, etwas verblockter als bisher aber in dem relativ flachen Geläuf sehr schön spaßig zu fahren, wir hatten freie Fahrt und konnten uns entsprechend austoben! Der finale Anstieg umfasste nochmals gut 200hm - tief schlammige Trails, bevor wir in den Zieldownhill einbiegen konnten. Das Finale war nochmal ein gebauter Anlieger-Trail welchen wir so lieben, ließen es mit Vernunft wiederholt ordentlich fliegen. Eric's Bremsen machten zusehends seltsame Geräusche im letzten Downhill, seine Beläge waren wiederholt am Ende und das nach 80 km! Unfassbar!!

Final überquerten wir als 12. Amateurteam die Ziellinie und waren bei den Bedingungen wiederholt sehr zufrieden! So nass und schlammig sind wir direkt Richtung Hotel, duschen und einen After-Race-Burger inhalieren, um im Anschluss nochmal ins Race Village zu fahren und unsere Räder zu servicen. Wir haben keine Beläge mehr für Erics Magura Bremse, nun müssen wir morgen früh hoffen, noch 2 Sätze erhaschen zu können, ansonsten müssen wir improvisieren - das wird sicher noch spannend so früh am Morgen.