Samstag, 18. März 2023

Das Abenteuer beginnt

Dienstag früh der Wecker klingelt zeitig, will ich doch ein letztes gemeinsames Frühstück mit Bettnachbarin und Langzeitfreundin Susi nicht verpassen. Das Bike sowie meinen Koffer hatte ich bereits am Vortag gepackt, dass so entstandene Zeitfenster, bis zur Abfahrt unseres Taxis zum Hbf Dresden, nutze ich natürlich noch, um meinem Rollentrainer ein 1 stündiges Abschiedsgeschenk zu machen. Nicht das diese Vo2max-Intervall-Session noch etwas an der Form ändert, vielmehr das ich ruhiger in Zug und Flugzeug sitzen kann. Eric tat es mir gleich, bevorzugte er jedoch den Sweetspot Bereich zu trainieren.

Unsere Fahrgelegenheit zum Dresdner Hbf kam pünktlichst, sammelte vorab Eric ein und kurz darauf mich. Genauso pünktlich fuhr unser Zug ab, jedoch mit dem Manko, dass wir unsere Radkoffer in das Fahrradabteil, 5 Waggons weiter vorn stellen mussten. In Frankfurt angekommen, stand ein Umstieg zur S-Bahn an, welche uns zum Flughafen brachte. Spätestens hier wussten wir, um den Vorteil unserer mit Rollen ausgestatteter Evoc Bike Koffer! Links der Radkoffer und rechts der Reisekoffer sorgten wir für ordentlich Aufsehen und wurden mehrfach gefragt, was wir da transportieren.

Der Frankfurter Flughafen überforderte den kleinen Sven dann gänzlich, eine unvorstellbare Größe mit einer Flut von Informationen in Form von Displays, Werbungen und Anzeigen... da stieß der Junge vom Dorf schnell an seine Grenzen. Ein Glück reist Bikefreund, Teampartner und Organisationstalent Eric mit und ebnet unseren Weg Richtung Flugzeug. Die Gepäckabgabe lief ebenfalls sehr entspannt, unsere Reisekoffer weit jenseits des Gewichtslimits verschluckte ein moderner Fördermechanismus, welcher uns Freude beim zuschauen bereitete. Wie es der Zufall so wollte, wurde unser Radkoffer als 2. freies Gepäckstück gewertet und so entfiel unsere eingeplante Sportgepäckpauschale. Der Umgang damit war erfreulicherweise auch sehr angemessen, sodass wir entspannt und ohne Sorgen das Flugzeug betreten konnten.

Der Flug selbst war ebenso perfekt, als besonders empfehlenswert möchten wir dabei Ethiopian Airlines erwähnen! Mit unserer Zwischenlandung in Addis Abeba inbegriffen war es sehr angenehm zu reisen, die Verpflegung auf dem Flug war erstklassig und landestypisch, bereits hier konnte unser Carboloading für die bevorstehenden Strapazen beginnen. In Kapstadt gelandet, nahmen wir unsere Bikekoffer unbeschädigt in Empfang und das von Eric bestellte Taxi wartete bereits. Der kurze Weg zum Auto, ein Schock für den Leib, Temperaturen von gut über 30 Grad stressten schlagartig unsere Körper.

Die etwa 20 minütige Fahrt zum Hotel zeigte dann bereits Bilder, welche uns hier immer begleiten, die Schere zwischen Arm und Reich scheint extremer zu sein, als bei allem je zuvor erlebten.
Der Checkin in unserem Hotel war herzlich und schnell war unser Zimmer mit 2 Kingsize Betten bezogen. Abschließend noch die Räder fahrfertig montiert und ab ging es zu unserer Paradedisziplin - "Buffetessen". Eben dieses bot uns alles was das Herz begehrt und wir gaben uns redlichst Mühe unserem Ruf gerecht zu werden, dass beschäftigte Personal staunte nicht schlecht, wie viel Nahrung in unsere kleinen Körper passt. Sicher ein Minusgeschäft für den Restaurantbetreiber, wobei die englischen Senioren vom Nachbartisch unsere Portionsgrößen kompensierten.

Die erste MTB Ausfahrt führte uns zum Lion's Head. Schnell merkte ich einen rauen Lauf in meinem Antrieb, die neue Kette war noch nicht in Symbiose mit meinem letztjährigen Kettenblatt, ich hatte aber vorgesorgt und mein Ersatzkettenblatt fand schnell den Weg an die Kurbel. Schöne, recht raue Trails surften wir und testeten an. Der Körper befindet sich zu Saisonbeginn erfahrungsgemäß noch in einer Art Winterstarre, es bedarf erst ein paar Ausfahrten um "eins" mit dem Rad zu werden, regelrecht steif sitze ich vorerst auf dem Bike. Diesen Punkt kann man bei heimischen Rolle fahren eben nicht schulen. Durch eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände kam ich zu Fall, nichts wildes, hörte ich aber bereits beim umfallen Glas zerbersten... schnell war klar dem Garmin 1030 wurde das Leben an einem Stein ausgehaucht - Schlecht! Gut wiederum war, dass ich überhaupt nichts abbekommen habe und frohen Mutes, ohne Garmin, weiter Trails surfen konnte. Kurz vor unserem Hotel fiel dann noch mein Schalttrigger vom Lenker, die Schraube war locker gerüttelt, dem konnten wir aber selbst schnell Abhilfe schaffen.

Im Hotel angekommen, studieren wir sofort sämtliche Möglichkeiten einen neuen Garmin aufzutreiben, egal welches Model, Hauptsache Garmin. Ein Bikeshop, etwa 12 km entfernt, führte laut Internet diverse Modelle lagernd, wir charterten ein Taxi, fuhren hin und kauften, zum fairen Kurs, einen neuen 530er. Die Fahrt selbst war schon ein Erlebnis, das Fahrwerk des Taxis war derart ausgeschlagen, dass es mich wundert, überhaupt wieder zurück ins Hotel gekommen zu sein. Eine abendliche Runde durch die Hafenmall von Kapstadt rundeten den erlebnisreichen Tag dann ab.

Freitag früh überraschte uns Nieselregen, Sightseeing war angesagt. Ab Mittag zog es dann langsam auf und wir zogen uns die Radsachen an, rollern entlang der Küste. Der Linksverkehr stellt dabei mein seit jeher geschultes Verständnis - für die Benutzung von Fahrbahnen - völlig auf den Kopf. Die Orientierung auf den Fahrbahnen, vor allem beim Abbiegevorgang, sorgt für graue Haare und Schreckmomente! Ich denke, diese Problematik wird uns hier noch länger begleiten...
Ab 16 Uhr mussten wir unsere Räder an einen LKW abgeben, um diese zum Start der 1. Etappe zu transportieren. Darin wurden die Räder, in afrikanischer Gelassenheit, übereinander gestapelt. Rad abgeben, weg schauen und davon gehen, was unsere Art damit umzugehen, beeinflussen kann man eh nichts.

Das Grande Finale des Freitags stand an, die "Around the World Party" in unserem Hotel. Mit einem tollen Programm und feinsten einheimischen Köstlichkeiten wurden wir entsprechend auf die nächsten Tage eingestimmt. Auch hier haben wir uns wiederholt keine Blöße gegeben und zählen nun zum engsten Favoritenkreis - zumindest am Buffet.