Das versöhnliche Ende der Cape Epic 2023, nochmals stellten sich 80km mit 2400hm den Teilnehmern in den Weg.
Die Nacht war kurz, der Wecker klingelte wiederholt 4.40 Uhr. Eric hatte Eile, er musste heute morgen noch Bremsbeläge für sein Bike auftreiben und entsprechend eine Stunde eher im Race Village sein, ich hätte ausschlafen können, so wollte ich aber unseren Renntag mit einem gemeinsamen Frühstück beginnen - one Team! Der Rennstart war heute auf 8 Uhr nach hinten verlegt und so gestaltete sich mein Morgen entsprechend ruhig, 6.45Uhr fuhr ich zum Renndorf, um notfalls Eric beim wechseln der Beläge unterstützen zu können, er war schon eher vor Ort. Die Wolken hingen noch bedrohlich tief schwarz in den Bergen und ich hoffte auf einen versöhnlichen Abschlussrenntag. Im Race Village angekommen, offenbarte sich dann das Bild der letzten Tage, Schlamm wohin man nur schaut, ein Profi und MTB Urgestein Karl Platt meinte " In 19 Jahren Cape Epic, hat er noch nie solche Regenfälle erlebt". Sieht man hier die Fahrer welche im Zelt übernachten, fragt man sich, ob dieses Konzept unter den Bedingungen überhaupt funktionieren kann.
Ich machte mein Bike nochmals fit für den Tag und schon kam Eric, er war semi erfolgreich bei der Bremspadsuche. Da Mugura nicht mehr verfügbar war, steckte er kurzerhand Sram Beläge rein, es hat funktioniert - nicht mehr und nicht weniger. Zur großen Überraschung erreichte uns dann das 3 köpfige Komitee von Friedrich, eine kurze Lagebesprechung und ab ging es für uns in den Startblock. Unter tosenden Applaus der Zuschauer starteten wir 8 Uhr auf die Strecke. Sofort stellte sich der erste etwa 600hm umfassenden Uphill uns in den Weg, in gewohnt souverän und ruhiger Manier fuhren wir hinein und konnten bis zum Gipfel bereits enorm viele Teams überholen. Die letzten Höhenmeter galt es auf einem schmalen Pfad zu erklimmen, dort war an überholen nicht mehr zu denken. Der folgende Downhill war ein ausgefahrener Wirtschaftsweg, auf dem gut Tempo gemacht werden konnte, der Duft von heißen Bremsen lag in der Luft, so hatten heute sicher alle neue Beläge montiert, welche nun zum ersten mal Temperatur bekamen. Unten angekommen fehlte Eric, ich wartete kurz bis er kam - ungewöhnlich. In folgender Flachpassage meinte er, es wäre nicht schneller gegangen, er hätte den Lenker kaum noch halten können, im Ziel stellten wir dann später fest warum...
Die erste Verpflegungszone kam bereits nach 18km und wir ließen aus, kamen nun in relativ flachen Geläuf wieder feine Singletrails unter die Stollenreifen. Immer wieder gelang es uns zu Teams aufzuschließen und auch zu überholen.
Toll angelegte MTB Parcours mit Anliegerkurven und kleinen Sprüngen wiederholt ein Paradies für Mountainbiker! Es folgte Verpflegungspunkt 2, wo auch unsere präparierten Flaschen parat standen, noch 2 Schokomuffins in die Mundwinkel gesteckt und weiter ging die wilde Fahrt. Der zweite längere, etwa 500hm umfassenden Anstieg stand bevor, begann im Tal alles noch auf Waldwegen und es konnte nach belieben überholt werden, so fuhren wir schon bald auf Singletrails dem Gipfel entgegen. Die letzten 150hm waren auf einem schmalen Pfad am Hang zu bewältigen, welcher in Deutschland mit Handseil und mit dem Zusatzschild Klettersteig versehen gewesen wäre. Abstürzen hätte dort niemand dürfen.
Der Folgende Downhill war dann hingegen versöhnlich schön flowig ins Tal, übertrieben wir es heut nicht mit den Downhilltempo, merkte ich bereits beim Fahren ein deutliches Spiel in meiner Vorderradnabe. Das Schaltwerk lief auch nur noch reichlich widerwillig und der Gangwechsel wurde zum Pokerspiel.
Wiederholt folgten Bachdurchfahrten und flache Wege bevor wir in den letzten kleinen Anstieg des Tages fuhren, mit etwas Glück konnten wir wieder als erste in den Trail Uphill einbiegen und ein Loch nach hinten reißen. Die restlichen 30km bis zum Ziel waren dann tendenziell bergab auf größtenteils immer wieder traumhaften Trail-Strecken. In den freien Drückerstücken gelang es uns zwei, an eine 3 Team starke Gruppe heran zu fahren. Die Gruppendynamik war schwierig, sondierte ich erstmal die lange, es folgten größere Asphaltabschnitten welche wahnsinnig schnell gefahren wurden. Die Windschattenspiele begannen, meine Beine waren noch sehr gut und ich war mir ziemlich sicher die Gruppe auf flachem Asphaltkurs zerlegen zu können. Als die ersten vorn anfingen sich zu beschweren das niemand mitmacht, fuhr ich vor, Eric direkt hinter mir meinte ich könnte jetzt beginnen. Legte ich auf Topf ebener Straße ordentlich an und Eric machte sich möglichst klein hinter mir, es dauerte nicht lang und die Gruppe streckte sich, ich hielt weiter voll drauf. Ein Schild deutete nach links in einen Trail und wir konnten durch unser Manöver zum Glück als erste einbiegen, folgte bereits das nächste Schild "3km to go". Wir mobilisierten tatsächlich nochmal alles und fuhren im Trail mit dem Messer zwischen den Zähnen. Unmittelbar vor uns ein Hubschrauber, welcher die Frauenspitze live filmte, hielten wir voll drauf. Einzig ein Spanier konnte mithalten, den Rest der Gruppe hatten wir distanziert.
Mit Vollgas fuhren wir in das Zielzentrum Val de Vie Estate ein und konnten bis ins Ziel unsere Position halten. Unter dem tosenden Applaus der Menschenmassen fuhren wir über die Finale Zeitmessung. Es war geschafft! Das bisher beste Tagesergebnis steht zu Buche, Platz 8 bei den Amateuren! Unser persönliches Empfangskomitee stand schon parat, strahlte mit der Sonne um die Wette und wartete auf uns.
Es war geschafft! 8 Etappen Cape Epic liegen hinter uns.
Der Verschleiß an den Räder unbeschreiblich, Erics Gabel federt nicht mehr, deshalb konnte er im ersten Downhills auch so schlecht fahren. Bei mir sind alle Lager verschlissen, das Vorderrad hat derart viel axiales Spiel, dass ich es selbst nun beim Fahren gespürt habe. Der Antrieb und die Bremse ist auch komplett breit, größtenteils den 2 Tagen schlechten Wetters geschuldet.
Das größte Abenteuer wartete aber noch auf uns, alle Koffer mussten wieder organisiert werden und die Räder zurück in die Radkoffer eingebaut, ich würde meinen, dieser letzte Teil war mit die härteste Etappe ;-). Soll ja auch alles seine Ordnung haben.
Nun warten 2 Wochen Anschlussurlaub auf uns und ich freue mich das es ab morgen etwas ruhiger wird. Keine Sachen mehr Waschen, Räder reparieren, Flaschen putzen und Isopulver anmischen.
Einfach mal paar Tage die Beine hoch, mal sehen, wie lange ich das durchhalte ;-)