Freitag, 31. März 2023

Cape Epic Nachlese

Mit etwas Abstand zum Cape Epic nun ein Rückblick auf die zurück gelegten 648km mit 15475hm. Wohl noch nie sind wir ein Radrennen mit so hohem Trailanteil gefahren und die dabei absolvierten Kilometer auf Asphalt lassen sich an zwei Händen abzählen.

Das Training vorab lief optimal für Eric und mich, unser Material war erprobt und an gewissen Punkten extra optimiert, wir reisten also mit besten Voraussetzungen in Kapstadt an. Schon im vorhinein war mir bewusst, wenn uns etwas stoppen kann, dann nur ein unglücklicher Sturz oder ein ebenso unglückliches krank werden... vor letzterem hatte ich persönlich aber am meisten "Angst", so versuchte ich bereits den letzten Monat vor Abreise Großveranstaltungen weitestgehend zu meiden. Da dies sicherlich die einzige Gelegenheit bleiben wird, an dem Rennen Cape Epic teilzunehmen, nahmen wir es auch entsprechend ernst. Mit reichlich Tipps und Tricks von Freunden und Bekannten im Gepäck, um eine mögliche Reisediarrhö respektive Nahrungsunverträglichkeit zu vermeiden, fühlten wir uns bereit für dieses Abenteuer.

Die ersten Tage vorab fühlten sich gut an und auch die über den Winter verlernten Fahrtechnik-Skills kamen recht schnell zurück. Ein Magen/Darminfekt bei Eric unmittelbar vor dem 1. Renntag brachte unser Projekt dann aber tatsächlich zum wanken. So stand es bis unmittelbar vor dem ersten Rennstart in den Sternen, ob wir überhaupt als Team starten können oder ob Eric kapitulieren muss. Mit einer extrem großen Portion Willenskraft und Durchhaltevermögen wagten wir uns ins Renngeschehen. Bis Etappe 3 wurde dies zur psychischen und physischen Belastungsprobe für uns, ein Glück das wir als Team so gut funktionieren und uns derart gut kennen - keiner muss keinem etwas beweisen - es funktioniert einfach! Wohl einer der wichtigsten Punkte bei solch einem Rennformat. Bereits zu diesem Zeitpunkt waren wir mehr als heilfroh, dass Hotel-Upgrade gewählt zu haben, nicht auszudenken, in diesem körperlich desolaten Zustand noch nach einem Plastikhäuschen mit weißem Dach suchen zu müssen und eben dieses mit hunderten anderen teilen zu müssen. Immerhin gab es selbst auf unseren Doppelzimmern Momente, wo man sich, aufgrund der Dringlichkeit, eine zweite Keramikabteilung wünschte.

Das von uns vorab gebuchte Nutrition-Paket machte ebenfalls absolut Sinn, so wussten wir zu jeder Zeit, was in unseren Trinkflaschen war, bei der schwankenden Wassergüte in Afrika auch ein elementarer Punkt. In Kombination mit unseren 1,5 Liter Trinkrucksäcken die perfekte Lösung. Nachdem im Startblock zur 5.Etappe, der neben mir stehende Herr Frischknecht Senior himself, an meinem zu dem Zeitpunkt 2. mal im Waschbecken mit der Hand ausgewaschenen Trikotage herum moserte, überlegte ich erstmals über den Mehrwert des angebotenen Laundry Services. Dort sind dann die Unterschiede zwischen Amateuren und Profis, der Amateur muss neben Radfahren, Radwartung, Trinkflaschen säubern und mischen auch noch Wäsche waschen, der Profi bekommt alles gemacht oder nimmt es sich neu aus dem Regal. Auch waren wir unsere eigenen Mechaniker, das ebenfalls angebotene tägliche Radservice Paket wählten wir ab, hatten wir das nötigste an Ersatzteilen dabei und sind als Handwerker recht gut beim finden von Problemlösungen. Einzig den derartig Verschleiß von Bremsbelägen hatten wir nicht einkalkuliert und mussten somit beim Shop vor Ort zum fairen Kurs einkaufen. Letzteres war allerdings allein der extremen Wetterlage geschuldet, einzig Sintermetallbeläge machten da Sinn und konnten mit besseren Standzeiten glänzen.

Die extremen Regenfälle in Etappe 5 und 6 stellten dann Fahrer sowie Organisatoren vor große Aufgaben, hier waren wir dann zum zweiten Mal mehr als froh uns für das Hotelpaket entschieden zu haben, im Wasser versunkene Zelte braucht wohl niemand.
Die Veranstaltung selbst war aber durchdacht bis zum letzten Punkt, man würde sagen "alles hatte Hand und Fuß", sei es die Kennzeichnung auf den wirklich riesigen Renngeländen, Einweisepersonal, Unterteilung in Bereiche, Überdachung, Bikedepot, SOS Sender während der Fahrt, nasse Waschlappen im Ziel, Gepäckservice der Tagestaschen und und und. Ganz besonders hervorzuheben ist nochmals die mehr als perfekte Ausschilderung sämtlicher Streckenabschnitte, ein Verfahren quasi unmöglich, sicher auch so perfekt, da es sich um ein UCI Weltverband datiertes Rennen handelt. Einzig die Zielverpflegung war für unser empfinden nicht optimal und sicher der Grund einiger Magen/Darm Infekte, manchmal ist weniger mehr und wir hätten uns über einen einfachen Rührkuchen mit einer Flasche Cola weitaus mehr gefreut... der Magen sicher auch.
Die in unserem Hotel Paket enthaltene tägliche Massage war ein weiterer sehr angenehmer Punkt, welchen wir hier sehr zu schätzen gelernt haben. Hatte diese Einheit gleich zwei positive Effekte, zum ersten sind wir der Meinung, dass es der Regeneration unheimlich dienlich ist, zum zweiten verbessert sich beim Smalltalk mit der Masseurin das eigene Englisch enorm.

Die Strecke selbst ist von Anfang bis Ende hart, es rumpelt hier immer unter einem, ein vollgefedertes Bike klar von Vorteil. Ich schätze, 99 % waren hier mit einem Fully am Start und es macht absolut Sinn! Kein Kilometer wird einem geschenkt und muss hart erarbeitet werden, der stets lose, recht sandige Boden gibt sein übriges dazu. Dafür ist alles ausnahmslos fahrbar und zu keiner Zeit waren beängstigende Downhills oder extreme fahrtechnische Passagen dabei. Dies kennen wir von unseren Transalp Teilnahmen anders, dort wurde eher mal auf breiten Waldwegen oder gar Asphaltstraßen Uphill pedaliert, dafür waren aber auch wesentlich anspruchsvollere Downhills dabei.
Was sich aus unserer Sicht extrem bewährt hat, sind die Tire Inserts, welche uns sehr viel Vertrauen in dieses durchweg groben Gelände vermittelt haben. Bei einem nächsten Einsatz würden wir überlegen, sogar im Vorderrad eine Nudel zu montieren, um den Luftdruck dort noch etwas niedriger wählen zu können.

Mit unserer gezeigten Leistung sind wir durchweg zufrieden, in Anbetracht aller Unwegsamkeiten sogar etwas stolz. Von ursprünglich 721 gestarteten Teams erreichten lediglich 516 Teams das Ziel, das verdeutlicht bereits die härte dieses Events. Was uns bei allen Etappenrennen bisher auszeichnet, konnten wir auch hier umsetzen - Teamgeist, Strategie, Pacing und kontinuierliches abliefern. Dies spiegelt sich auch in unseren Ergebnissen der Amateurwertung wieder:

Prolog             Platz 71
1.Etappe         Platz 28
2.Etappe         Platz 26
3.Etappe         Platz 23
4.Etappe         Platz 20
5.Etappe         Platz 16
6.Etappe         Platz 14
7.Etappe         Platz 8

Nicht auszudenken, wenn das Rennen noch 8 Tage weiter gegangen wäre...
Ich weiß, dass wir die Fähigkeiten an Bord hatten, täglich in die Top 10 der Amateurwertung zu fahren, sollte es diesmal aber nicht sein. Im Gesamtranking aller Klassements belegten wir schlussendlich den Platz 71.

Zum Schluss bleibt die Frage, würden wir nochmals beim Cape Epic starten. Jaein, muss man sagen, dass allein die Startgebühr dafür pro Team 7000 Dollar beträgt und dies gewissermaßen schon sämtliche Rahmen sprengt! Sicher ein top organisiertes Event worauf die gesamte MTB Welt schaut, fragt man sich, wie so oft im Leben, am Ende des Tages aber nach dem Preis/Leistungsverhältnis. Außerdem warten noch viele andere Etappenrennen auf dieser Welt, welche gefahren werden wollen:-).

Wir sind sehr dankbar die Möglichkeit bekommen zu haben, dieses Erlebnis machen zu dürfen und möchten uns hiermit nochmals recht herzlich bei allen unseren Sponsoren und Unterstützern bedanken!!! Eure Unterstützung hat unseren Weg geebnet!
Vielen vielen Dank!
Weiterhin möchten wir unseren Partnerinnen danken, welche bereits jahrelang hinter uns stehen und stets Verständnis für unsere "Makke" aufbringen, ohne euch wäre vieles nicht möglich!
Danke an Neelswheels.de für diese ultra leichten und dennoch extrem haltbaren, handgebauten Radsätze aus dem Tharandter Wald, wir sind der festen Überzeugung - was 8 Tage beim Cape Epic hält, hält wohl allem stand.
Und zu guter Letzt möchten wir unserem Freund und Media-Development-Direktor Hendrik danken, für die tatkräftige Unterstützung auf unserer Blogseite, welche ohne ihn nicht funktionieren würde.

Wir haben uns sehr gefreut über das Mitfiebern der mittlerweile doch recht großen Leserschaft und die netten Nachrichten, welche uns während und nach dem Rennen erreicht haben!

Nun legen wir noch ein paar Tage in Südafrika die Beine hoch, bevor Zuhause ein schon gut gefüllter Rennkalender 2023 auf uns wartet.

Bleibt gespannt, es warten große Aufgaben!